Weltfrauentag - Fragen an unsere Chef*in
Am 8. März ist Weltfrauentag. Er wurde bereits 1911 ins Leben gerufen und trotzdem spricht man über 100 Jahre noch von Frauen- bzw. Männerberufen. Ist das gerechtfertigt und wie arbeitet es sich als Frau in einer von Männern dominierten Branche? Wir haben diese und weitere Fragen an Claudia Steiner, der Inhaberin von Autohaus Schmuck, gestellt.
Nicht einmal 3% aller niederösterreichischen gewerblich tätigen Personen im Bereich Fahrzeugtechnik sind Frauen (aktive Mitglieder der Wirtschaftskammer Niederösterreich, Stand 31.12.2019). Claudia Steiner ist eine von insgesamt 31 Frauen in Niederösterreich auf 1.138 Männer, die einen fahrzeugtechnischen Betrieb leiten bzw. ein Gewerbe dafür angemeldet haben. Da stellten wir uns die Frage, wie es sich in Zeiten wo Gleichberechtigung, Gender-Pay-Gaps und Frauenquoten in aller Munde sind, in einer solchen Branche arbeitet.
Was hat sich seit deinem Beginn hier in Bezug auf die Frauenwahrnehmung geändert?
Ich habe vor circa 25 Jahren im Autohaus Schmuck meines Vaters als Buchhalterin begonnen. Damals war ich nicht voll ins „Autogeschäft“ involviert, aber ich habe es schon so in Erinnerung, dass hauptsächlich Männer Autos kaufen kamen und sie in die Werkstatt brachten. Heute hat sich nicht nur mein Aufgabengebiet geändert, sondern auch das Kundenverhalten. Mittlerweile kommen Frauen wie Männer einzeln oder gemeinsam, um ein Auto zu kaufen. Auch in Bezug auf die Reparatur Grundkenntnisse wissen Frauen mehr über ihr Fahrzeug, als es vielleicht früher war.
Welchen Einfluss hat die Tatsache, dass du eine Frau bist, auf deine Position?
Meine heutige Position als Unternehmensinhaberin geht zu einem gewissen Teil natürlich auf die gesundheitliche Entwicklung meines Vaters zurück. Bei seiner vollen Gesundheit war es oft schwierig, Entscheidungen zu treffen, auch wenn er bereits mehrfach vorhatte, mir das Unternehmen weiterzugeben. Das lag aber wahrscheinlich mehr an seiner Persönlichkeit als an meinem Geschlecht. Durch seinen krankheitsbedingten langsamen Rückzug aus dem Betrieb wurde ich jedoch stetig immer mehr verantwortlich. Und da wir ein kleiner Betrieb sind und wir uns untereinander schon ewig kennen, war das Vertrauen von Anfang an gegeben.
Was anderes ist es, wenn Kundschaften höheren Alters, die mich noch nicht kennen, meine Expertise erfahren. Da passiert es durchaus – jedoch überwiegend bei Männern, das ist leider schon so – dass meine Kompetenzen weniger akzeptiert werden, als wenn einer meiner männlichen Kollegen dieselbe fachliche Meinung abgibt. Das kostet schon Energien, die ich lieber in andere Dinge stecken würde. Gerade hier liegt es aber an jedem selbst, unser Vertrauen der Person an sich zu geben, unabhängig des Geschlechts. Das gilt genauso für die nächste Generation, die unsere Zukunft gestaltet. Ihnen gilt es, die Chance zu geben und unser Vertrauen auch innerhalb und außerhalb des Betriebs zu leben.
Was würdest du Frauen raten, die sich für die KFZ-Branche interessieren?
Unbedingt drüber trauen! Natürlich kann es in meiner Branche rauer zugehen als vielleicht in anderen Bereichen, das liegt aber vielleicht an der überwiegend körperlichen Arbeit. Zumindest im Bezug auf KFZ-Technik, der Auto-Verkauf ist zwar auch stark „männer-dominiert“, der Umgangston ist aber da schon ein anderer. Wichtig ist, dass man Interesse für seinen Beruf hat, dann kommt der Rest von ganz allein!
Foto: Christian Husar